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 Staatsoper Hamburg: John Neumeier – ein Leben für den Tanz

Tielbild: https://www.kiranwest.com/

Am 24.2. feierte John Neumeier, seit 51 Jahren Ballettdirektor des Hamburg Balletts in der Staatsoper Hamburg mit der Wiederaufnahme seines Balletts Odysee seinen 85. Geburtstag. Am Vormittag des Folgetages lud der, der Hamburg zur Ballettstadt machte, zur Vorpremiere der ARTE/NDR/Kinescope-Dokumentation über sein Leben.

Präsentation der Jübliäumskette bei Juwelier Wempe 2023 FotoCredits: Kiran West

Regisseur Andreas Morell gelang ein einfühlsamer, leiser Film, mit stillem Humor, etwas Melancholie und vor allem viel Menschlichkeit. Morell verzichtet auf Szenen, die Neumeier inmitten seiner Compagnie vom Publikum umjubelt zeigen. Nein, wir sehen John Neumeier ungestellt und authentisch im Gespräch mit Morell selbst und mit Menschen aus seiner Vergangenheit jenseits des Ozeans und seiner Gegenwart hier in Europa, in Hamburg. Befragte Journalist*nnen nennen Neumeier berechtigterweise den Humanisten unter den Choreografen und den (letzten?) Geschichtenerzähler. Und das ist Neumeier auf jeden Fall ein Geschichtenerzähler, der nicht nur penible recherchiert und dennoch jeden Tag, wie ein frisches, leeres Blatt sieht. Außerdem geht es ihm, wie Probenszenen in dem Film zeigen, immer um die/den Menschen. Seine Arbeitsweise ist ein deutliches „Ich mit euch“ und kein „Ich durch euch“, will heißen er setzt seine Visionen durch Zusammenarbeit und erklären durch, nicht durch Druck. Dazu passt einer seiner Schlusssätze des Films: „Ich will Menschen sehen, die tanzen, keine tanzenden Menschen.“

Odysee 24.2.2024
Alexandr Trusch/Olivia Betteridge
FotoCredits: Kiran Weat

In Hinblick auf die Tatsache, dass dies seine unabwendbar letzte Spielzeit an der Staatsoper Hamburg ist, stimmt folgender (sinngemäß wiedergegebener) Satz Neumeiers melancholisch: „Alles geht weiter, ändert sich, wenn du gehst.“
Ja, alles fließt. Und wenn am Ende von „John Neumeier – Ein Leben für den Tanz“, zuerst durch das Schlussbild seiner 3. Sinfonie von Gustav Mahler schreitet und dann dem Publikum den Rücken zuwendend einsam in den Hintergrund, dann …

Dann fließen vielleicht keine Tränen, doch das lachende, auf den Neubeginn neugierige Auge unterliegt dem, den nahenden Abschied bedauernden, weinendem. Bei weitem.

(Eine Ausstrahlung ist für den 30/06 geplant, laut ARTE)

Birgit Kleinfeld, 25.2.24

https://www.hamburgballett.de/

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